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Spektrum der Augenheilkunde
Erschienen in: Spektrum der Augenheilkunde 1/2013

01.02.2013 | themenschwerpunkt

Wien und die Kataraktchirurgie in den letzten 250 Jahren

verfasst von: Prof. Dr. med. Hans-Reinhard Koch

Erschienen in: Spektrum der Augenheilkunde | Ausgabe 1/2013

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Zusammenfassung

Für die Entwicklung der Kataraktchirurgie sollte Wien seit der Mitte des 18. Jahrhunderts immer wieder eine große Rolle spielen. Manche der wesentlichen Konzepte, die in dieser Zeit die Staroperation revolutionierten, haben hier ihre Wiege gehabt. Im vorliegenden Artikel wird versucht, einige wichtige Episoden aus der Geschichte der Wiener Kataraktchirurgie und ihrer Vertreter nachzuzeichnen. Wichtig waren vor allem, der Baron von Wenzel, der die neue Kataraktextraktion nach Wien brachte und damit den Weg für die neue Wiener Ophthalmologie bahnte, Joseph Barth, der erste Professor für Augenheilkunde, seine Schüler Johann Adam Schmidt der Arzt Beethovens, und Joseph Beer, der erste Ordinarius für unser Fach, Beers Schwiegersohn Friedrich von Jaeger, Ferdinand Arlt und seine Schüler Rosa Kerschbaumer und Herzog Carl Theodor in Bayern, schließlich Karl Koller, der die Lokalänasthesie einführte und der Wahl-Wiener Anton Elschnig, der die intrakapsulare Extraktion in Europa endgültig etablierte.
Vorheriger Artikel Reproduktion von: Über eine Sammlung historischer Keratotome an der I. Universitäts-Augenklinik in Wien. Museale und geschichtliche Aspekte bei der Katalogisierung der Sammlung und Bemerkungen zur Entwicklung der Karatotome aus klinischer Sicht
Nächster Artikel Entwicklung der Netzhautchirurgie an der Wiener Universitäts-Augenklinik von 1954–2004
Fußnoten
1
„wegen Beschuldigung des Mordes“.
 
2
Sie war die Tochter des ohne männlichen Nachfolger verstorbenen Kaiser Karl VI. Als Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen regierte sie von 1740–1780. „Kaiserin“ war sie nur als Ehefrau des Römischen Kaisers Franz I. Stephan (1708–1765). Auch nach dessen Tod und der Kaiserwahl ihres Sohns Josef II. behielt sie die Fäden in der Hand.
 
3
Das dürfte heute etwa einer Kaufkraft von 300.000 € entsprechen (vgl. [45]).
 
4
Entsprechend einer heutigen Kaufkraft von 180.000 € (vgl. [45]).
 
5
Das dürfte heute etwa einer Kaufkraft von gut 2 Mio. € entsprechen (vgl. [45]).
 
6
Sein Oeuvre beschränkt sich auf eine kleine ophthalmologische Monographie über seine Technik der Staroperation [13], ein in zwei Auflagen erschienenes Werk über die Muskellehre [12, 16] und ein Bändchen über einen von ihm erfundenen „Sparofen“ ([15], s. u.).
 
7
Johann Carl Konrad Jaeger (1782–1872), älterer Bruder von Friedrich Jaeger von Jaxtthal, mit dem er nach einer Wundarztausbildung beim Vater und dem Medizinstudium in Erlangen nach Wien ging; Leibarzt des Erzherzogs Karl.
 
8
Die Veröffentlichung wurde nur in kleiner Auflage „zur Vertheilung unter seine Freunde“ gedruckt. Deshalb hat sie J. J. Hartenkeil, der Herausgeber der Salzburger Medicinisch-chirurgischen Zeitung, nachgedruckt [14]).
 
9
Dass Kaiser Josef II. ihm seinen Wunsch auf Erhebung in den Adelstand als Baron erfüllte, wertet Müller-Dietz [89] als freundliche Geste gegenüber der zu dieser Zeit verbündeten russischen Kaiserin Katharina.
 
10
1773 Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Clemens XIV.
 
11
Seuchenspital, von Kontumaz (lat. contumacia = Ungehorsam gegen eine gerichtliche Auflage), hier in der Bedeutung Quarantäne.
 
12
Josef II. (1741–1790) war der Sohn von Kaiser Franz I. Stephan und Kaiserin Maria Theresia. Nach dem Tod seines Vaters und damit noch zu Lebzeiten seiner Mutter war er seit 1765 Kaiser des Hl. Römischen Reichs. Aber erst nach dem Tod der Mutter im Jahre 1780 konnte er die Regierungsgewalt tatsächlich ausüben.
 
13
Zitiert nach Rolland [91, S. 89 ff.].
 
14
Diesem Wunsch konnte Schmidt nicht mehr nachkommen. Er starb schon 1803. Beethoven lebte bis 1827.
 
15
Das dürfte heute etwa einer Kaufkraft von 30.000 € entsprechen (vgl. [45]).
 
16
Johann Martin Fischer (1740–1820); seit 1760 in Wien; von 1762–1766 Student, seit 1785 Mitglied und Professor für Bildhauerei und Anatomie, seit 1815 Direktor der Akademie der bildenden Künste. Er schuf Skulpturen für Wiener Plätze und Brunnenanlagen.
 
17
Es waren dies die Monate Mai und Juni, die schon Barth seit 1884 für die Behandlung armer Augenkranker im Allgemeinen Krankenhaus vorgesehen hatte.
 
18
Das noch heute existierende Haus, in dem Beer lebte und seine Praxis unterhielt, ist das „kleine“ (oder „neue“) Michaelerhaus. Es befindet sich auf dem Michaeler-Platz (heute Nr. 6), vom Betrachter aus rechts neben der Michaeler-Kirche. Im Parterre befand sich die Redaktion der Wiener Zeitung, in der Beers Anzeige erschienen war. Gegenüber lag das alte K. K. Hoftheater, in dem 1811 die Augenarzt-Oper von Gyrowetz uraufgeführt wurde.
 
19
Das dürfte heute etwa einer Kaufkraft von 12.000 € entsprechen (vgl. [45]).
 
20
Böck und Lesky [32] sowie Lesky et al. [81] geben den 28. April 1812 als Gründungsdatum an. An diesem Tag hielt Beer in seiner neuen Augenklinik die erste Vorlesung. Die feierliche Eröffnung der Klinik mit einem Festvortrag Beers über die Geschichte der Augenheilkunde [25] fand erst am 19. Januar 1813 statt.
 
21
Franz Joseph Karl von Habsburg (1768–1835), als Franz II. letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1792–1806), dann als Franz I. (1804 bis 1835) erster Kaiser von Österreich.
 
22
Hier irrt der Autor: Der Lehrstuhl wurde 1812 eingerichtet, die neue Klinik im Januar 1813 feierlich eröffnet.
 
23
das alte „Allgemeine Krankenhaus“ an der Alser-Straße.
 
24
Othmar Purtscher (1852–1927), österreichischer Augenarzt; Ausbildung in Innsbruck bei Mauthner und Schnabel, Weiterbildung in Wien bei F. Jaeger von Jaxtthal, von Arlt und Fuchs, Augenarzt, später Chefarzt in Klagenfurt, Erstbeschreiber der Purtscher-Retinopathie, einer Netzhautschädigung mit Blutungen durch stumpfes Trauma.
 
25
Ernst Fuchs (1851–1930) später Wiener Ordinarius für Augenheilkunde von 1885–1915.
 
26
Hjalmar August Schiøtz (1850–1927), norwegischer Augenarzt, erster Professor der Augenheilkunde in Norwegen. Medizinstudium in Kristiania (heute Oslo), Wien und Paris, wo er mit Louis Émile Javal das erste Ophthalmometer zur Bestimmung der Hornhautkrümmung entwickelte. 1905 erfand er das Schiøtz-Tonometer zur Messung des Augeninnendrucks.
 
27
Französisch Deutscher Krieg (1870–1871): Nach Gerangel über die Spanische Thronfolge erklärte Frankreich Preußen und seinen Verbündeten den Krieg, in dem es unterlag. Folge war das Ende des Französischen und der Beginn des Deutschen Kaiserreichs.
 
28
Josef Brettauer (1835–1905) nach dem Studium in Prag und Wien Assistent bei Arlt, seit 1861 Augenarzt in Triest. Er sammelte Münzen und Medaillen von medizinhistorischem Interesse. Seine Sammlung [50] vermachte er der Universität Wien.
 
29
Otto Heinrich Enoch Becker (1828–1890), Studium und Ausbildung in Wien, Schüler von E. v. Jaeger und F. v. Arlt, dessen Lebenserinnerungen er 1887 herausgab [8], seit 1868 ophthalmologischer Ordinarius in Heidelberg. Die neu erbaute Heidelberger Augenklinik hatte er 1878 eröffnet.
 
30
Möglicherweise auch unverschämter Jude. „Impudent Jew“ schreibt 1963 seine Tochter Hortense Koller Becker [71].
 
31
Joseph François Malgaigne (1806–1865), Pariser Chirurg, bedeutend im Bereich der orthopädischen Chirurgie; bedeutend auch als Medizinhistoriker, Herausgeber der Werke von Ambroise Paré.
 
32
Julian John Chisholm (1830–1903), aus Charleston, führender Sanitätsoffizier im amerikanischen Bürgerkrieg, Pionier der amerikanischen Kriegschirurgie und der chirurgischen Anästhesie, später Professor der Ophthalmologie in Baltimore (vgl. [108, 113]).
 
33
Mit 25 Jahren hatte er seine erste Frau, die sächsische Königstochter Sophie geheiratet und sie nach zweijähriger glücklicher Ehe durch Typhus verloren.
 
34
Henry Smith (1857–1948), irischer Ophthalmologe, der als Sanitätsoffizier des Indian Medical Service in Jullundur ein neues Expressionsverfahren der intrakapsulären Kataraktchirurgie entwickelte.
 
35
Ignacio Barraquer-Barraquer (1884–1965) entwickelte die intrakapsuläre Vakuumextraktion der Linse.
 
36
In seinen Händen 18 %!
 
37
9,7 % bei der Smith-Technik und 5,5 % bei der Barraquer-Technik.
 
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Metadaten
Titel
Wien und die Kataraktchirurgie in den letzten 250 Jahren
verfasst von
Prof. Dr. med. Hans-Reinhard Koch
Publikationsdatum
01.02.2013
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Spektrum der Augenheilkunde / Ausgabe 1/2013
Print ISSN: 0930-4282
Elektronische ISSN: 1613-7523
DOI
https://doi.org/10.1007/s00717-013-0161-x

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